Alsdorfdamals - Alsdörp Fröjjer -

Erinnerungen an meiner Heimatstadt

 

 

 

"Alsdorf erweist sich in diesem Sinne so recht als Tochter des rheinischen Landes, denn auch in ihren Mauern wohnen seit eh und je Menschen, denen die Gabe des Humors und Mutterwitz mit in die Wiege gelegt wurden. Närrisches Treiben zur Karnevalszeit gab es hier sicher schon länger vor der Jahrhundertwende. Die uns erhaltenen Aufzeichnungen stammen aus dem ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts.
Anfangs zogen in der närrischen Zeit vor allem Einzelgänger durch die Straßen und Gassen, und auch aus der Umgebung kam junges Volk nach Alsdorf, Als alter Brauch wurde vor allem das Wahrsagen viel belacht.Wer etwas auf dem Kerbholz hatte, dem wurde natürlich bei dieser Gelegenheit vorgeworfen. Das geschah oft gar nicht sehr sanft, so dass es zu Streitereien kam. Die Maske wurde vom Gesicht gerissen, und die Schlägerei ging los.
Später zogen dann größere Trupps von Wirtschaft zu Wirtschaft, in denen keiner ohne Kostümierung Einlass fand. Handwerksmeister wurden in Versen verulkt. Zum Beispiel hieß es: Der Nieße maht Kappe, van angerlües Lappe. Oder: Der Königs Hans maht Weste, van angerlües Reste. Auch anderen Borgern wurden Verse zugerufen: Et Tres`che met der Bahnemann, de det dat Mädche der Duet noch an.
Während das lustige Treiben ehedem nur montags und dienstags und nur unter Männern üblich war, wurde noch am Aschermittwoch der Hering "geschört". Bei Plum /Kirchstraße) baumelte ein einsamer Hering von der Decke herunter. Darunter hinweg wurde ein Mann in einer Schubkarre gefahren, der den "Köder" mit dem Mund fangen musste. In diesen Tagen war es in den Häusern üblich, ein besonderes "Gebäck" herzustellen. Zum Teil konnte es in Privathäusern sogar gekauft werden. Übrigens fiel in dieser Zeit immer die Kirmes."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                      Kornelius Hennes,geboren am 14. Januar1886 war Karnevalsprinz in der Session 1912.

 

Und wir lesen in dem Bericht (Alsdorfer "Aktuelles") aus dem Jahr 1957 weiter:

"Von einem Prinzen Karneval berichtet die Chronik erst um das Jahr 1908 oder 1909. Es war der Gastwirt Otto Breuer aus dem jetzigen Lokal Brosius, Marienstraße, der als Otto I. in die Geschichte des Alsdorfer Karnevals einging.
Nach mehrjähriger prinzenloser Zeit gelangte 1912 der heute in Kohlscheid lebende Kornelius Hennes an die närrische Macht. Der Rosenmontag dieses Jahres soll sehr schön gewesen sein, wie sich Exprinz Kornelius I. nor zu erinnern weiß.
Ein anderes Ereignis, von dem alte Karnevalisten noch heute schwärmen, war die Schlacht der Buren und Engländer, bei der Gast Jean Lessnich als Burengeneral Ohm Krüger fungierte, und dessen Truppen schließlich nach heftigem Geknalle am Denkmalolatz die "Engländer" besiegten. Auch Schramms Will machte sich dabei einen Namen.
Später bürgerten sich allmählich die Möhnen ein, die zur Altweiberfastnacht auftraten. Überall wurden natürlich Bälle gehalten."

 

Nach dem Ersten Weltkrieg

 

Im Krieg gibt es nichts zu lachen. Ab 1914 war es vorerst aus mit dem Karneval. In dem Bericht aus dem Jahr 1957 lesen wir rückwirkend:

"Erst als Ende der zwanziger Jahre die Stadt Aachen mit närrischem Treiben die hiesige Bevölkerung stark anzog, wurde auch Alsdorf wieder munter. Keiner geringerer als der damalige Bügermeister Theodor Becker kann das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dem Karneval in Alsdorf neuen  Antrieb gegeben zu haben. Sein echt rheinischer Humor paarte sich mit einem respektablen Geschäftssinn. Er wollte den Alsdorfern sozusagen im eigenen Haus das gleiche bieten, was Aachen voraus hatte. So kam es, daß er sich eine Woche vor der Fastnacht des Jahres 1929 seinen Stammtischfreunden im Lokale Eschweiler (Annastraße) anvertraute. Die Runde war Feuer und Flamme, so daß sie noch am gleichen Abend einen Karnevalsprinzen, Dagobert I., mit bürgerlichem Namen Dagobert Helpenstein, kürte. Für damalige Verhälnisse überwältigend war auch das Ergebnis einer spontanen Sammlung. Vom Stammtisch kamen sofort 800 Reichsmark ein, die den Grundstock für den beabsichtigsten Rosenmontagszug bildeten. Mit weisem Bedacht wählte Bürgermeister Becker dafür einen Arbeitsausschuß, der sich aus Mitgliedern verschiedener Vereine zusammensetzte und der dann auch als erster Elferrat auftrat: Der Präsident: Karl Etzeler.

 

Ein vier Meter hoher Thron!

 

Der Ausgabe der "Alsdorfer Zeitung" vom 14. Februar 1929 entnehmen wir, daß der Rosenmontagaszug schon sechs Tage später bei 14 Grad Kälte, von etwas `Sonnenschein durchwachsen`, durchgeführt wurde. Der Prinz habe mit seinem Hofstaat, von einem feurigen Sechsergespann gezogen, in einem Galawagen mit vier Meter hohem Thron gesessen. Vom Prinzenwerber, Theodor Ritter vom Helpenstein`gekürt, begleitete als erste Alsdorfer Prinzessin überhaupt Käthe Schumacher Seine Tollität. Ehrenjungfrauen waren die Damen Koll, Kling und Dreehsen. Fast alle Vereine, auch die der heutigen Ortsteile, beteiligten sich. Es gab Wagen und Fußgruppen in allen Lesearten, und jung und alt säumte die Straßen."

 

 

 

Zeit der Anpassung

 

 

Frohsinn und Scherz:  

Auch im Katholischen Gesellenverein Alsdorf ging das ab 1933 angepasst zu:  

"Heil Karneval!" hieß der närrische Titelsong der Session. Und es gab im Text reichlich Anspielungen:  

"Friedliche Stimmung schafft echter Humor."  

 

 

Der erste Elferrat der Burgwache im Jahr 1950.

 

"Wie der Chronist berichtet, kam der Ertrag des anschließenden Prinzenballes den Armen Alsdorfs zugute: Dem Werben von Theodor Ritter von Helpenstein, dem späteren Ehrensenator, ist auch in den folgenden Jahren das Zustandkommen eines zünftiges Karnevals in Alsdorf zu danken. Die Namen auf der Liste der närrischen Herrscherpaare hießen: 1930 Hans Houben und Franziska Zentis, 1931 Hans Vogel und Meta Simons, 1934 Alois Pöttgen und Frl. Manguay, 1935 Herr Görtz und Maria Meertens."

 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Auch nach diesem schrecklichen Krieg gründete sich nach relativ wenigen Jahren wieder der Alsdorfer Karneval. Wieder waren es Mitglieder der ASV, die sich hier besonders engagierten und Verdienste erworben. Auch darüber berichtet 1957 die Alsdorfer "Aktuelle" sehr ausführlich.
"Nach einer vorbereitenden Besprechung im September 1948 wurde ein ASV-Vereins Karnevalsfest in die Wege geleitet, bei dem Alois Klinkenberg als Vereinsprinz Alo I. amtierte. An dieser Veranstalttung, die in Form einer Kappensitzung im Saal Plum den Neubeginn darstellte, nahmen Bürgermeister Schleibach, Kaplan Roßkamp und andere Ehrengäste teil. Hier wurde auch die erste Einladung zum originellen Schlüsselempfang im Rathaus ausgesprochen. als erster Elferrat präsentierten sich auf der Bühne: Heinz Honeff, Hans Klinkenberg, Lürkens Jüppchen, Pit Keufgens, Hubert Mickartz, johann Kemmer, Theo Müller, Chres Schröder, Will Trapp und Erhard Zentis. In Gegenwart von nahezu 1000 Besuchern überreichte Bürgermeister Schleibach als Spende der Stadt einen Betrag von 300 DM. Das Geld wurde der Blindenfürsorge übergeben, da der Karneval wohltätigen Zwecken dienen wollte.
Angespornt durch die großartigen Erfolge wurde der Karneval 1950 bereits im großen Rahmen gestartet. Die Herren L. Keutmann, A. Klinkenberg, H. Bündgens, J. Lürkens, A. Rennartz, M. Hartmann, P. Taufenbach, W. Koohs und A. Kemmer bildeten den Arbeitsausschuß. Zum ersten Mal gab Alsdorf im gleichen Jahr dann eine eigene Karnevalszeitung heraus. 

 

33 Veranstaltungen

Vom 21. Januar bis 23. Februar fanden nicht weniger als 33 verschiedene karnevalistische Veranstaltungen statt. Otto Kühlen schwang als Otto I. das närrische Zepter. Ihm stand seine spätere gattin als Prinzessin zur Seite."

 

 

 

Schenkt die Gläser ein! Ein stolzes Prinzenpaar grüßt 1950 die Alsdorfer Närrinnen und Narren; Otto Kühlen und Prinzessin Maria. Links Tanzmariechen Christel Pohl. Das Foto stammt aus dem Archiv von Hein Küsters.

 

 

1949 ein neuer Versuch

 

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges gab es also zunächst andere Sorgen als Rosenmontagszüge und Prinzenpaare. Nur allmählich besserten sich die wirtschaftlichen Verhälnisse in den Westzonen, und erst nach der Währungsreform im Jahr 1948 ging man langsam daran, die mittlerweile lange Tradition des Alsdorfer Karnevals fortzusetzen. Fassen wir zusammen:
Versuchsweise wurde daher im Jahr 1949 erstmals ein Karnevalsumzug gestartet unter bescheidenen Verhältnissen verständlicherweise, aber mit großem Erfolg. Der erste Nachkriegsprinz war Alo Klinkenberg, Prinzessin seine Frau Viktoria.
Mit dem Jahr 1949 wurde nicht nur die Reihe der Karnevalszüge von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg fortgesesetzt, sondern der Auftakt zu einer großen Nachkriegstradition im Alsdorfer Karneval gefeiert, die nun schon über seit fünf Jahrzehnten andauert.
1949 kamen die ersten Ansätze und Anstrengungen, den brach liegenden Karneval wieder aufleben zu lassen, aus den Reihen der heutigen Alsdorfer Viktoria. Prinz Alo Klinkenberg konnte damals auf die Unterstützung von Theodor Helpenstein bauen, der damals auch den Festausschuss Alsdorfer Karneval ins Leben rief, der bis zum heutigen Tag besteht und jetzt von Rechtsanwalt Klaus Pohlmann, dem ehemaligen Alsdorfer Stadtdirektor, geleitet wird. Vorgänger waren Oberstudiendirektor Rudi Bast und Rechtsanwalt Gustav Pawlik. Die ersten Prinzen Anfang der 50er Jahre wurden praktisch von Theodor Helpenstein aufgebaut.

 

Weiter geht es mit  Theodor Helpenstein.